Posts Tagged ‘Sprache’

Es

9. Juli 2017

Die Lage ist ernst, liebe Männerinnen und Frauer, und ungewöhnliche Situationinnen verlangen nach unpopulären Lösungen: Menschende weltweit schreien nach Gleichstellung, was die diplomierten Biologenden vor grosse Probleme stellt. Denn viele der Schreienden sind gleichzeitig gegen gentechnische Veränderungen. Ein Dilemma ohne Gleichen. Chromosomen schlagen Alarm.

Aber irgendwo müssen wir doch anfangen mit der Verbesserung der Welt. Also lasst uns das Deutsch – diese dämliche Sprache – auf Gleichstellung prüfen. Die einzige Wortgattung der deutschen Sprache, die unsere wichtige Sache wirklich ernst nimmt, ist das Sächliche. Das Haus zum Beispiel ist neutral, weil es weder Mann noch Frau definitiv zugewiesen werden kann (der Mann baut es und die Frau kriegt es bei der Scheidung). Das Urteil muss so neutral sein wie das Gericht.

Alle anderen Worte, die maskulinen und die femininen, sind unsere Freunde nicht. Sie gehören verbannt aus das Duden. Setzen auch Sie ein Zeichen (das Zeichen), liebes Leser, und benutzen Sie ab heute nur noch neutrale Worte. Denn erst dann ist unser Kampf gewonnen, liebe Menschenden, wenn wirklich für alle, für wirklich alle alles egal ist. Die Gleichheit als die Erfüllung. Danke für die Solidarität. Amen.

Total tot

14. April 2017

Die deutsche Sprache ist heimtückisch. Wenn jemand sagt «Am Ostersonntag brauchst du nicht aufzustehen», kann das leicht als «Am Ostersonntag brauchst du nicht auferstehen» verstanden werden, irrtümlich. Das kann zu dummen Missverständnissen führen. Und zu Krieg (wir erinnern uns nur ungerne an diese Kreuzritter-Geschichte und dergleichen).

Wobei hier folgendes nicht unerwähnt bleiben darf: Das Auferstehen ist ein Privileg. Stellen Sie sich einmal vor, liebe Leserin, lieber Leser, an Ostern würden alle verstorbenen Menschen auferstehen. Das würde für Verwirrung sorgen, vermutlich. Die Lebendigen, die noch nie gestorben sind, würden auf die Lebendigen, die bereits einmal tot waren, treffen. Niemand kann genau sagen, ob das gut wäre.

Vermutlich würde ein Grossteil der Auferstandenen als erstes zu McDonalds gehen, denn da ist der Fortschritt der Menschheit am imposantesten illustriert. Genau das ist es ja, was sich ein Gestorbener mit Garantie fragt: Was ist seit meinem Tod passiert auf der Welt. Es würde bestimmt Lieferengpässe geben, denn seit es Menschen gibt, sind auch sehr, sehr viele gestorben. Ein Chaos.

Na gut, wir wollen ja nicht alles totreden. Jedenfalls ist an Ostern arbeitsfrei. Wir dürfen am Morgen liegen bleiben.

Français, s’il vous plaît

8. Juni 2016

Französisch ist die Sprache der Diplomatie. Weiss zum Beispiel ein Konsul nicht mehr weiter, mit seinem Wortschatz, dann wechselt er auf Französisch. Das klingt eleganter, irgendwie. Vertreter verfeindeter Staaten können einander Schimpf und Schande austeilen, doch auf Französisch klingt das alles wie ein Bistrobesuch bei Kaffee und Kuchen. Au sucre.

Sprache und Kultur sind eng miteinander verbunden. So ist es nicht verwunderlich, dass Frankreich der Welt schon oftmals sein diplomatisches Geschick bewiesen hat. Der Vietnamkrieg ist nur ein Exempel. Doch auch die Atomversuche des damaligen Staatspräsidenten Jacques Chirac haben eindrücklich gezeigt: Da will uns jemand etwas sagen, auf eine ganz elegante Art und Weise. Die Aktion war denn auch erfolgreich, um nicht zu sagen, atomar.

Der Franzose liebt seine Kultur – und damit auch seine Sprache – so sehr, dass er ab und an vergisst, dass auf diesem Planeten tatsächlich auch Menschen wohnen, die nicht französisch sprechen. Ja, das gibt es, c’est vrais (das ist frisch). Darum mag der Franzose auch gar keine anderen Sprachen lernen. Englisch wird sowieso total überbewertet. In meinem ganzen Leben habe ich erst einen einzigen Franzosen kennen gelernt, der gutes Englisch gesprochen hat. Und der war Amerikaner.

Die Diplomatie der Grande Nation geht so weit, dass sich sogar ein nicht zu unterschätzender Anteil der Schweizer Bevölkerung hat überreden lassen, französisch zu sprechen. Seither sind die Westschweizer extrem diplomatisch. Leider versteht sie der Rest der Schweiz nicht mehr, doch das scheint niemanden zu kümmern. Diplomatie hat eben ihren Preis.

Wenn Sie, liebe Leserin, lieber Leser, das nächste Mal einen Franzosen antreffen, dann versuchen Sie unbedingt, französisch mit ihm zu sprechen. – Ausser natürlich in der Deutschschweiz. Da spricht man Deutsch, gefälligst, Diplomatie hin oder her!

Bon appetit!

1. Juni 2016

Das A und O am Esstisch: Sagen Sie es auf Französisch. Das klingt massiv besser als Deutsch und gibt dem Gaumenschmaus sofort eine gewisse Hochwertigkeit, eine légère Leichtigkeit, ein weltmännisches Flair. Das Ohr isst schliesslich mit. Und sollten wir selber einmal nicht genau verstehen, was wir da sagen, auf Französisch, dann können wir entspannt zurücklehnen und lächeln: Unser Gesprächspartner weiss es auch nicht, in den meisten Fällen. – Es sei denn, er ist selbst Franzose (wobei er in diesem Fall ja froh sein kann, dass wir uns überhaupt mit ihm abgeben).

Französisch am Herd klingt kompetenter, melodiöser und halt einfach besser, zugegeben (nein, Kevin, nicht alle französischen Köche sind schwul). Die butterzarte «Foie gras» zergeht auf der Zunge, während die profane «Entenleber» ziemlich holprig daher gewatschelt kommt, irgendwie entenarschig, und womöglich sogar aus Tier gemacht ist. Wobei wir alle – allen voran die Kinder – mögen doch Stopftiere, nicht? Lieber nackt als in Federn.

Der gebratene Fleischklops wird zum «Chateaubriand», die frittierten Kartoffelstangen zu «Pommes Frites» und eine unsagbare, barbarische Kombination aus Schnitzel, Schinken und Käse zum «Cordon bleu». Fleisch und Käse zu kombinieren, darauf muss man erst einmal kommen. Hartnäckigen Gerüchten zufolge handelte es sich bei der Erfindung von Cordon bleu um einen Unfall beim Versuch, während der Französischen Revolution eine effiziente Hinrichtungsmethode zu entwickeln (vermutlich sind bis heute mehr Menschen durch diese Speise umgekommen als durch die Guillotine).

Auch Kellner bedienen sich der fremden Sprache, um Unschönes schön zu reden: Wir mögen unser Entrecôte «seignant» und nicht «blutig», denn niemand möchte ein blutendes – wenn nicht sogar menstruierendes – Stück Tier auf seinem Teller liegen sehen. Und dann auch noch essen – pfui! Nein, das geht nicht. Da würde niemand nach einem Nachschlag fragen, nicht einmal nach einem «Supplément».

Wenn uns der Kellner Dinge in eine fremden Sprache fragt, dann sind wir gut beraten, aus Protest (ja, protestieren ist immer gut, im Zeichen der Rebellion!) konsequent dumm zu schauen (vielen fällt das nicht schwer) und ganz selbstverständlich in unserer Muttersprache zu antworten. «Möchten Sie das Fleisch seignant?» – «gut durch, bitte!». Ausser natürlich in der Westschweiz, da müssen wir … – aber das würde jetzt den Rahmen sprengen. Ich muss weg. Adieu!

Heute: Grammatikbetrachtung

15. Januar 2016

In der Schule lernen Kinder nicht mehr «Grammatik», nein, sie lernen «Sprachbetrachtung». Das ist neu. Und gut. Sagen Sie niemals, dass Jamie eine Pfeife ist in Grammatik. Er hat bloss eine suboptimale Sprachbetrachtung. Die Welt rettet man eben nicht, indem man etwas sagt, sondern, indem man es auf die richtige Art und Weise sagt. Kilogramm bleibt Kilogramm, übrigens, und Zebras bleiben gestreifte Pferde.

Wir sollten Worte nicht unterschätzen. John F. Kennedy sagte einmal «ich bin ein Berliner» und alle wussten haargenau: Der lügt. Über sein späteres Schicksal wissen wir ja Bescheid. Radikale Feministinnen nehmen es JFK noch heute übel, dass er nicht gesagt hat, er sei eine Berlinerin. Kinderinnen hat er nicht einmal erwähnt. Schlimm genug.

Worte sind mächtig. Nicht wenige Menschen glauben an die Autosuggestion (Deutsch: sich selber belügen) und meiden Worte, die sich negativ auf ihr Unterbewusstsein auswirken könnten. Wer zum Beispiel eine Diät macht, sollte nicht zu oft über schwere Dinge sprechen. Übergewichtige Menschen träumen statistisch gesehen häufiger von leichten Dingen als Kleinwüchsige von Dünger. Traumforscher wiegen im Schnitt mehr als Ernährungsberater, die jedoch abwägender sind.

Bevor wir vollständig ins Nirwana der Worte abschweifen: Obwohl Worten Taten folgen sollen, wird immer noch weit mehr gesprochen als getan. Mit Taten tun sich viele Leute schwer. Man sollte entweder weniger reden oder mehr tun. Dies dürfen wir tatsächlich wortwörtlich nehmen, denn es ist keine Frage der Sichtweise. Auch nicht der Sprachbetrachtung.

Worthographie

18. Dezember 2015

Das Wort «Unwort» gibt es noch nicht lange. Sicher. Um das Unwort des Jahres wählen zu können, musste ein Konglomerat aus Germanisten, Trendforschern und Raketeningenieuren zuerst ein neues Wort erfinden. Das ist ganz schön dreist, finden Sie nicht? Kürzlich hätte ich beinahe den «Frontokibator» erfunden und eine publikumswirksame Wahl dafür organisiert. Mit viel Tam tam. Nichts ist unmöglich.

Wenn Ihr Gesprächspartner häufig Wörter benutzt, die Ihnen fremd vorkommen, weil es vielleicht Fremdwörter sind oder Sie sie nicht kennen, dann lässt sich deren Bedeutung in einer nicht zu unterschätzenden Häufigkeit vom Kontext ableiten. Den Rest kann man aus dem Zusammenhang heraus erahnen. Und die nun (vermeintlich) bekannten Wörter lassen sich ins nächste Gespräch einbauen.

Mit etwas Glück kennt der nächste Gesprächspartner das von Ihnen neu verwendete Wort ebenfalls nicht und nimmt es in seinen Wortschatz auf, – natürlich nicht mit der exakt gleichen Bedeutung. Das Ganze ist ziemlich tiefschürfend. Primaten sind nur deshalb unserer Sprache nicht mächtig, weil sie aufgeschnappte Worte, die ihnen unbekannt sind, nicht ungefiltert weiterverwenden. In der Primarschule hat mir einmal ein Kamerad eröffnet, ich sei lesbisch (was eine gemeine Lüge war – in Wirklichkeit war nämlich er selbst eine Lesbe).

Worüber Sprachforscher nach wie vor rätseln: Warum sagt eine relativ grosse Anzahl Menschen relativ dumme Dinge? Vermutlich liegt es daran, dass Luft gratis ist. Wir haben keine Ahnung. Ein Grund könnte sein, dass unsere Sprache sehr unpräzise ist. Gerade bei Schimpfwörtern kann dies ein Problem darstellen. Bis heute hat mir niemand den Unterschied zwischen einem «Idioten» und einem «Vollidioten» erklären können. Nein, voll nicht, ehrlich. Ahnenforscher haben übrigens auch keine Ahnung. Selbst von blöden Wortspielen nicht.

Zurück zum eigentlichen Thema. Plötzlich schickt Ihnen Ihr Arbeitskollege die «aktuellsten» Zahlen oder will ein Meeting «aufplanen». Da lachen ja die Hühnen. Aber lamentieren hilft nicht, denn wir kommen langsam zum Schluss: Wenn Ihnen Ihr Gesprächspartner das nächste Mal mit Fremdwörtern imprägnieren will … – ach was, wissen Sie, schicken Sie ihn doch dahin, wo der Pfeffer wächst, das ist das Unblödste.

Für immer und ewig

11. Dezember 2015

Für immer ist für sehr, sehr lange. Wenn man zum Beispiel eine Augenverletzung erleidet und dadurch für immer auf einem Auge blind bleibt, dann ist das wohlgemerkt nicht das Gleiche, wie wenn man mit einem blauen Auge davonkommt. Dieses schwillt ja ab, irgendwann. – Wobei: Immer ist ja für immer. Es ist ergo noch länger als lebenslänglich. Das macht stutzig. Im Reich der Blinden bleibt der Blauäugige unerkannt, übrigens. Und am Dreikönigstag gibt’s olle Brötchen aus Hefeteig. Abgebrochene Zähne wachsen nicht nach.

Und doch ist für immer nicht gleich lange wie für ewig, nein, ganz und gar nicht. Ewig ist nicht nur ein, zwei Tage länger als für immer, sondern – eben – für ewig. Also sehr ziemlich lange. Mit diesem Unterschied haben Philosophen permanent Mühe. Es wäre zudem vermessen, von Immerkeit zu sprechen, anstelle von Ewigkeit, selbst wenn man etwas beschreiben will, das eben nicht ewig ist. Die Sprache will es so. Der Sprache kann man immer die Schuld geben. Sie ist fast so geduldig wie Papier.

Immer impliziert eben doch, in gewisser Weise, dass das, wovon gerade die Rede ist, irgendwann endet. Darum sagen wir beispielsweise «sie hat sich immer noch nicht entschieden», wenn wir uns vor dem Schuhladen die Beine in den Bauch stehen. Immer kann also doch enden. Dennoch gibt es sogar heute noch Menschen, die behaupten, sie hätten auf etwas eine halbe Ewigkeit gewartet. Ja, uns kann man eben alles erzählen, uns Ewiggestrigen.

Im Kontext mit den obigen Ausführungen müssen Sie, liebe Leserin, lieber Leser, unweigerlich zur Entscheidung gelangen, solche Menschen in Zukunft auf diesen fundamentalen Irrtum aufmerksam zu machen und korrigierend Einfluss zu nehmen. Ich mache das immer. – Also, zumindest bis gestern habe ich das gemacht. Aber jetzt wird mir das alles zu dumm.

Wahrheit oder Pflicht

29. November 2015

Die Lügenpresse presst – wie dem Wort unschwer zu entnehmen ist – die Lügen so lange aus, bis die Wahrheit ans Licht kommt. Das ist einer der grossen Vorteile der deutschen Sprache: Sie brauchen ein Wort nur so lange zu analysieren, bis dessen Bedeutung klar wird und dem eigenen Gusto entspricht. Bei den meisten anderen Sprachen ist das nicht möglich. Chinesisch zum Beispiel besteht aus nur einem einzigen Laut, der je nach Wort schneller, lauter oder energischer ausgesprochen wird. Item.

Der moderne Strassenbau setzt vermehrt auf den Lügenpresshammer. Er bewegt billige Arbeitskräfte dazu, unseren Freunden der Gewerkschaft einen höheren Lohn anzugeben, wenn sie danach fragen. Sie fragen immer danach. Die Haupttätigkeit eines guten Gewerkschafters besteht darin, anderen zu erklären, dass sie zu wenig verdienen. Sie erkennen nicht, dass billige Arbeitskräfte nur darum billige Arbeitskräfte sind, weil sie weniger verdienen als normal verdienende Arbeitskräfte.

Lügenpresswürste sind im Grunde nichts anderes, als pürierte kurze Beine, die … na ja, Sie wissen schon. Wir mögen die Vegetarier in der Leserschaft verschonen. Jedenfalls ist die Notlügenpresse stark im Aufwind. Der Blätterwald strotzt nur so von Notlügen, weil ganz viele Journalisten Halbwissen, Dreiviertel-Wissen oder Nichtwissen in der Not mit gemeinen Lügen kompensieren. Wenn sich die Balken biegen, kann man sie leichter zu Papier verarbeiten.

Und wie wir wissen – oder halbwissen, meinetwegen – sind Notlügen erlaubt, weshalb wir im Namen der Pressefreiheit (Freiheit inkludiert auch die Freiheit, Blödsinn zu schreiben) hier und jetzt an die gesamte Bevölkerung appellieren: Lesen Sie Zeitung, und sei es noch so ein Schundblatt, und glauben Sie alles, was drinsteht! Sie ersparen sich viel Unmut.

Der 2-Phasen-Plan

31. August 2010

Heute ist ein grosser Tag. Heute sprechen wir über den 2-Phasen-Plan. Der ist ganz gescheit. Sehr. Ganz sehr. Wir alle kennen den 2-Phasen-Plan – wenn auch eventuell nicht unter diesem Namen – vergessen jedoch ab und an, ihn anzuwenden:

1. Phase: Überlegen

2. Phase: Sprechen

Sicher, neu ist das nicht. Die beiden Phasen werden jedoch gerne vertauscht. Und wir tappen immer und immer wieder in die Falle, selbst ich, was ja für den Autor des unfehlbaren Blogs schmerzlich ist, zuzugeben. Sie wollen Beispiele? Gut:

Wir werden das aufplanen

Also, verzeihen Sie mir das Kleinbürgertum, aber entweder gleisen wir etwas auf oder wir planen etwas. Aber aufplanen? Eine Plane ist doch so ein Ding, so eine Blache, die über die Aufleger der Lastwagen gespannt ist, damit die Waren nicht nass und schmutzig werden, oder? Ist «Blache» eigentlich Hochdeutsch?

Na also: Phase 1 und Phase 2, immer schön die Reihenfolge beachten. Weiter geht’s:

Das ist der aktuellste Vorschlag, das ist die optimalste Lösung

Sozusagen der Running Gag, immer wieder gerne gehört. Es darf gelacht werden.

Aber jetzt ist genug des Besserwissens, genug des Klugscheissertums. Denn eigentlich gibt es eine 3. Phase: Wenn gesagt ist, was gesagt werden wollte, dann darf auch ganz locker entspannt geschwiegen werden. Einfach mal die Klappe halten bzw. den Text zu Ende bringen. – Auf Wiedersehen!

Rudi sagt

20. Februar 2010

Rudi sagt, dass sich Akademiker manchmal etwas respektlos gegenüber Fussballfans verhalten. Wenn du als einziger Fussballfanatiker in einer Runde sitzt, bei der alle anderen Akademiker sind, sprechen alle über die Errettung der Welt. Hin und wieder klopft dir einer auf die Schulter und sagt abschätzig: „Ach, und du bist Fussballfan, ja?“ Dann fachsimpeln wieder alle darüber wie sich die Erde retten liesse. Rudi ist Fussballfan.

Rudi sagt, dass fernsehen eigentlich sinnlos ist, weil man sich nicht die Sendungen anguckt, die einen wirklich interessieren, sondern diejenigen, die am wenigsten schlecht sind. Vielleicht einer der Gründe, warum wir soviel zappen. Wann habe ich wohl zum letzten Mal eine Programmzeitschrift studiert? Rudi hat auch ein Fernsehgerät, doch er liest sehr viele Bücher.

Rudi sagt, dass er die deutsche Sprache manchmal nicht begreift. Beim Radfahren zum Beispiel heisst das Gegenteil von Rückenwind – wie wir es alle kennen – Gegenwind. Logischer wäre doch eher, wenn es Brustwind hiesse, nicht? Oder wenn der Gegensatz von Gegenwind eben Mitwind hiesse. Rudi ist Deutscher. Und er ist mit dem Rad unterwegs.

Ich glaube, Rudi hat recht.