Posts Tagged ‘Fernsehen’

Wir sind Schweiz

4. März 2018

Was die Schweiz zusammenhält? – Na ja, da wäre sicher die Erdanziehungskraft. Sie bewirkt, dass die einzelnen Landesteile am Boden bleiben und nicht planlos in der Gegend herumschwirren. Die einzelnen Regionen kleben sozusagen am Planeten. Im ersten Moment mag das lachhaft klingen, aber: Befände sich die Eidgenossenschaft zum Beispiel auf (oder hinter) dem Mond – wo die Gravitationskraft bekanntlich nicht so stark wirkt wie auf der Erde – so wäre der Zusammenhalt nicht so stark. Man würde das spüren, zweifelsohne. Sogar in der Romandie.

Allen voran Geologen schreien «Felsen, Felsen», und sie haben Recht. De facto halten riesige Felsgesteine die einzelnen Landesteile zusammen. Lägen die einzelnen Landesteile beispielsweise in der Sahara, so wäre das Ganze sehr fragil (Sie bemerken: Ich habe hier ein welsches Wort gewählt, aus Solidarität). Läge der Tessin auf einer Wanderdüne, dann läge Zürich plötzlich am Lago Maggiore. Oder Bern hätte einen See (die haben ja immer diesen Aare-Komplex). Es wäre nicht schön, nein. In Bergdörfern hält man zusammen.

Wobei, da müssen wir ehrlich sein, auf Felsen ja heutzutage auch kein Verlass mehr ist. Inzwischen wird ständig von irgendwelchen Felsstürzen berichtet, was dem Zusammenhalt der Schweiz auch nicht gerade zuträglich ist. Und die Politik schaut tatenlos zu. Zu viele Felsstürze führen irgendwann zu einem Regierungssturz. Da bietet das Schienen- und Strassennetz schon mehr Halt. Doch selbst die frühere Autopartei hat sich ja in Luft (oder in Kohlendioxid) aufgelöst. Ein Jammer.

Als Fazit können wir guten Gewissens aufführen: Viele Faktoren halten unser Land zusammen. Gerne hätten wir hier die verschiedenen Landessprachen aufgeführt, doch Französisch klingt so unglaublich abartig … na ja, jedenfalls schmilzt der Permafrost mehr und mehr. Alles geht also vor die Hunde, früher oder später. Der ganze Zusammenhalt ist futsch. No-Billag hin oder her.

Wir sind Eins

8. Januar 2018

Wissen Sie, bei uns wäre so etwas undenkbar. Die Abspaltung einer Region von der Schweiz? – Nein, absolut unmöglich! Bei uns herrschen Demokratie, politischer Diskurs und Glück. Und Friede (ausser in diesen «Arena»-Sendungen des Schweizer Fernsehens. Darum: Ja zur «No-Billag»-Initiative!)

Gut, ein paar Berner Gemeinden wollten sich einmal abspalten und den Kanton Jura gründen. Allerdings gab es diesen Kanton bereits, so liessen sie es halt bleiben. Aber ein Kanton, der einen neuen, vollkommen autonomen Staat werden wollte, ist bislang nicht bekannt. – Es sei denn, diese Bestrebungen seien von einem politischen Komplott (das ist eine Art Mus) vereitelt und von der Lügenpresse verschwiegen worden.

Die Eidgenossenschaft basiert schliesslich auf Solidarität. Wenn zum Beispiel die Basler in Bundesbern den Wunsch äussern würden, rein hypothetisch, sich zu separieren und einen eigenen Staat zu bilden, dann würden mindestens – sagen wir: Neunzig Prozent der Schweizer Bürger zusammenrücken und ganz solidarisch sagen: «Ja, tut das». Die restlichen zehn Prozent würden vermutlich erstaunt fragen: «Gehört Basel nicht zu Frankreich?»

Gut, ein dummes Beispiel, zugegeben. Nehmen wir den Tessin, der ja kürzlich einen Tunnel geschenkt bekommen hat: Wäre der Tessin der Schweiz abtrünnig, dann müsste die Deutschschweiz auf einen Schlag dutzende von Grottos (oder «Grotti»?) aus dem Boden stampfen, damit man auch zukünftig beim Pausenkaffe im Büro prahlen kann «wir haben Ferien in der Schweiz gemacht, so gut, wir waren in einem Grotto, das war imfall wie in Italien».

Auch blöd. Das alles ist total unvorstellbar. Absurd. Denn die Schweizer, die Kantone halten zusammen, bilden einen Staatenbund, propagieren stolz: «Gemeinsam sind wir mehr als die Summe aller Einzelteile», selbst wenn Mathematiker dies nicht wahrhaben wollen. Wir sind eins. So war es bereits ein paar hundert Jahre lang. Gemeinsam sind wir stark. Jedenfalls so lange, bis der Finanzausgleich zwischen den Kantonen diskutiert wird.

Der Preis ist heiss

26. Juli 2017

Uff, der sieht aber älter aus, als er in Wirklichkeit ist: Harald Schmidt wird am 18. August sechzig Jahre alt. Tatsächlich. Freunden guter Unterhaltung wurde Schmidt bekannt durch «Die Harald Schmidt Show» auf Sat 1, die wirklich sehr ziemlich gut war (danke, liebe Pointen-Schreiber!) Schmidt ist jedoch auch Autor, Schauspieler, Moderator, grauhaarig und vieles mehr, womit wir bei eine Auswahl der wichtigsten Auszeichnungen angekommen wären: «Hildegard-von-Bingen-Preis», «Preis der beleidigten Zuschauer», «Goldener Wuschel» und «Preis-für-die-Entgegennahme-der-Auszeichnung-mit-dem-doofsten-Namen-Preis». Und jetzt wird er also sechzig, unser geliebter Harald Schmidt. Wir gratulieren herzlich zum Geburtstag. Die grauen Haare stehen Ihnen gut, irgendwie.

Enorm in Form

13. Juni 2016

Neulich war der ehemalige Schweizer Fussballer Andy Egli beim Fernsehen als Experte eingeladen. Er sagte sehr, sehr viele interessante Dinge, wovon mich ein Zitat noch heute bis in meine wildesten Träume verfolgt: «Er hat nicht zu seiner Form zurückgefunden, die er nie hatte» (bitte nicht missverstehen, niemand hier hat etwas gegen Andy Egli, ausser vielleicht, dass er einmal für GC gespielt hat). Ja, Experten essen hartes Brot. Zuschauer auch.

Eines der schönsten Dinge am Fussball ist nicht das Spiel selbst, sondern das Geplauder vor, während und nach dem Spiel. Und: Jeder kann mitplaudern! Wichtig ist nur, beim Reden richtig ernst zu gucken und bei einem allfälligen Widerspruch sofort Beweise zu verlangen. Nach ein bisschen Übung werden Sie als Experte respektiert und haben somit das Privileg, nur noch von sich selbst Widerspruch zu erwarten. Der Ball ist rund.

Wir können zum Beispiel behaupten: «Er kann das Spiel lesen». Das geht immer. Vermutlich hat der Stürmer in seinem Leben noch keine zwei Bücher gelesen, niemand unserer Gesprächspartner jedoch kann uns beweisen, dass genau dieser Spieler das Spiel nicht lesen kann. Also ist es die Wahrheit. Im Fussball läuft das so. Entweder pfeift der Schiedsrichter oder nicht. Das Runde muss ins Eckige, schliesslich.

Einer meiner Lieblings-Fussballkommentatoren im Schweizer Fernsehen (keine Ahnung, warum das hier im Kontext mit Experten steht), sagt ständig «er hat antizipiert». Ständig! Die Schweizer Nationalmannschaft antizipiert auf dem Rasen herum, das glauben Sie gar nicht! Häufig geht dabei das Tore schiessen ein bisschen in Vergessenheit. Mit solchen Wiederholungen manövriert man sich ins Abseits, als Kommentator.

Es gibt auch Dinge im Fussball, die sind einfach so. Da braucht es keine Erklärungen. Zlatan Ibrahimovic zum Beispiel spielt für Schweden. Obwohl sein Name eher klingt, als würde er für die Schweizer Nationalelf auflaufen. Und Ibrahimovic ist einer der besten Spieler der EM. – Wobei, warten Sie, er ist nicht mehr der Jüngste und hat nicht zu seine Form zurückgefunden … – Schluss jetzt, viel Vergnügen bei der Fussball-EM!

Komm auch Du – schlag zu!

10. Januar 2016

Wissen Sie, mit diesen 3D-Brillen, da spritzt Ihnen das Blut nur so entgegen. – Platsch! Nicht wenige nehmen reflexartig ihre Hand vor die Augen, um nichts abzubekommen. Kombiniert mit einer entsprechenden Geräuschkulisse sitzen Sie mitten im Massaker. Mord und Totschlag à Discrétion.

Die Wirkung auf die Gesellschaft ist unverkennbar. Es werden immer mehr Morde in 3D begangen. Die Menschen können nicht mehr zwischen Fiktion und Realität unterscheiden. Selbst Haustiere leiden unter der omnipräsenten Berieselung durch TV-Morde. Immer mehr Hundeschulen stellen an den Eingangskontrollen Stichwaffen sicher. Und Hamster hamstern Munition, angeblich.

Was tun? Ein Lösungsansatz ist sicherlich, ein Gleichgewicht zwischen Gewalt am Fernsehen und Gewalt im wirklichen Alltag herzustellen. Da ist Eigenverantwortung gefragt: Lösen Sie Probleme vermehrt durch besonnenen Einsatz von gezielter Gewalt. Ihre Kontrahenten werden merken, dass Brutalität am TV eben nicht realitätsfremd ist. Ihr Bewusstsein wird sich der Wirklichkeit annähern, zweifelsohne.

Andere Gruppen – nennen wir sie «das Lager der Schwachsinnigen» – sehen das Problem beim Fernsehen, das tatsächlich immer mehr Gewalt ausstrahlt. Sie setzen sich für ein gewaltfreies TV-Programm ein, was einer Zensur gleichkommt und – seien wir ehrlich – an Lächerlichkeit kaum zu überbieten ist. Als würde man Pornos verbieten, damit die Menschen kein Sex mehr haben. Dumm!

Wie wir Zeitungsberichten entnehmen können, wird gegenwärtig Lösungsansatz Nummer eins verfolgt. Die Polizei stellt eine Häufung an Gewaltdelikten fest. Es gibt ergo eine wachsende Anzahl von verantwortungsvollen Bürgern, die einfach mal zuschlagen, der Realität zu liebe. In diesem Sinne: Schlagen Sie gut, meine Damen und Herren. Amen.

Fairness mit Ferres

19. Juni 2015

Man kann sie hübsch finden oder weniger hübsch. Und es soll Leute geben, die ihr schauspielerisches Talent infrage stellen. Böse Menschen. Fakt ist: Veronica Ferres hat in diversen sehr guten Fernsehfilmen mitgespielt, deren Name wir leider im Moment nicht präsent haben. Fernsehfilme stehen ja immer ein bisschen im Schatten derjenigen Filme, die im Lichtspieltheater gezeigt werden. Und sie hat etliche Preise gewonnen, zum Beispiel mehrere Male den Adolf-Grimme-Preis. Früher hiess der Adolf-Grimme-Preis übrigens Adolf-Hitler-Preis, aber irgendwann ging das nicht mehr, Sie verstehen. Ebenso erwähnt werden will ihr grosses asoziales Engagement. Am 10. Juni feiert Veronika Maria Cäcilia Ferres ihren fünfzigsten Geburtstag. Herzliche Gratulation! Wir lieben sie. Und wir finden sie hübsch, mehr oder weniger.

Liebe Nation

28. Juli 2014

Am ersten August wendet sich der Bundespräsident an die Nation. Die Nation will das. Sie hat sich das verdient. Die Bürgernden (genau: «Studentinnen» und «Studenten» sind schon längst zu «Studierenden» geworden) haben ein Recht auf eine Rede des Bundespräsidentenden. Ein Grossteil der Jahresarbeitszeit von Didier Burkhalter wird denn auch dazu verwendet, diese wichtige Rede schreiben zu lassen.

 

Die Rede wird durch das Schweizer Fernsehen übertragen, und sie ist mittlerweile die einzige Sendung, mit der das Schweizer Fernsehen seinen eigentlichen Auftrag – dessen Wortlaut kein Normalsterblicher kennt, jedoch alle Billag-Mitarbeiter auf den Rücken tätowiert haben – erfüllt. Die Einschaltquoten liegen im Bereich einer Live-Übertragung von peruanischen Meerschweinchenrennen. Ungeschnitten.

 

Jedenfalls ist der Inhalt gegliedert in einen Teil zur gegenwärtigen Lage der Nation (kein Gripen, keine Hoffnung, keine Zukunft) und einen Ausblick (was tun, wenn die Zukunft trotzdem kommt, Europa ja oder ja, immer noch kein Gripen) und einen enorm enthusiastischen Schlusspunkt, der üblicherweise etwas lauter vorgetragen wird, damit die Zuhörenden wieder aufwachen, pünktlich zur folgenden Dokumentation über Kampfjets und die Bedrohung Europas (oder durch Europa, je nach Parteizugehörigkeit des Redners).

 

Am Ende ist für jeden etwas dabei, das er mitnehmen kann, und sei es auch nur ein Tinnitus. Das Gefühl der nationalen Einheit wird gestärkt und somit die Steuern auch dieses Jahr pünktlich bezahlt und die obligatorische Schiessübung absolviert (Achtung: Gehörschutz gegen Tinnitus!) Und nächstes Jahr hören wir eine noch eindrücklichere, noch bessere Rede, denn: Nächstes Jahr ist ja dann die Zukunft, trittst im Morgenrot hin oder her.

Mord und Totschlag in Tölz

17. November 2013

Ottfried Fischer ist der Bulle von Tölz. Ein jeder kritischer Fernsehkonsument dürfte sich bei einem derart dämlichen Titel fragen, was in aller Welt sich die äusserst kreativen Macher wohl bei der Namenssuche gedacht haben dürften. Was ist Tölz? – Ein Planet? Ein Ekzem? Egal, jedenfalls wird Fischer gerne auf die schauspielerische Rolle in dieser Serie reduziert, wobei der Umfang (seines Schaffens) natürlich einen viel grösseren Platz im medialen Universum einnimmt (nein, wir machen hier keine Auflistung, weil alles so wichtig ist, dass wir nichts weglassen dürften). Am 7. November wird Ottfried Fischer sechzig Jahre alt. – An dieser Stelle herzliche Glückwünsche nach Tölz!

Sieben auf einen Streich

21. September 2013

Die Gebrüder Grimm schrieben sozusagen die Brutalos des neunzehnten Jahrhunderts. Es gab ja noch kein Fernsehen (Sie müssen sich das einmal vorstellen: Es gab kein Fernsehen!) und die Menschen sehnen sich naturgemäss nach einem bisschen Spektakel. Die römischen Gladiatoren waren ja längst aufgefressen und die Weltkriege noch nicht erfunden. Ähm, wo waren wir stehen geblieben – Ach ja: Grimm. Am 20. September jährt sich der Todestag von Jacob Grimm zum hundertfünfzigsten Mal. Die Märchen allerdings haben überlebt und werden heute noch erzählt. – Zumindest dann, wenn der Fernseher kaputt ist.

Wer ist Weichselbaum?

10. September 2013

Robert Emil Lembke hiess früher Robert Emil Weichselbaum. Wer seinen Namen ändert, gibt einen Teil seiner Identität auf, irgendwie. Unsereins mag Lembke ironischerweise vor allem durch die Sendung «Was bin ich?» bekannt sein. – Sie wissen schon: Da waren jeweils Leute zu Gast und ein paar andere Leute mussten erraten, was denn dieser Gast für einen Beruf hat. Einmal war einer Geist in einer Geisterbahn. So lustig! – Egal. Jedenfalls wurde der Journalist und Fernsehmoderator verschiedentlich für sein Schaffen geehrt, zum Beispiel mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, wobei sich der aufmerksame Leser hierbei fragen dürfte, ob es A) ein Bundesverdienstkreuz 2. Klasse gibt (oder Halbtax) und warum B) in der Schweiz Himmel nochmal keine Verdienstkreuze (oder –Kreise oder –Dreiecke) verliehen werden. Na ja. Am 17. September wäre Lembke hundert Jahre alt geworden. Wir gedenken ihm. – Egal ob Lembke oder Weichselbaum.