Na ja, man kann’s auch übertreiben mit der Werbung für wasserlose Pissoirs …
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Neulich bei McDonald’s
31. August 2014Pissoir Rating #7 – Youcinema Oftringen AG
22. Januar 2010Man kann Multiplex-Kinos mögen oder nicht. Ich mag sie nicht, sie sehen überall auf der Welt gleich aus. Natürlich kann ich das nicht beurteilen, es klingt jedoch furchtbar kosmopolitisch, sich das sagen zu hören. Genau genommen war ich im Ausland erst einmal in La Paz (Bolivien) und Quito (Ecuador) in Multiplex-Kinos. Die sahen exakt gleich aus wie jene in Oftringen AG oder Emmen LU. Nach amerikanischem Muster halt. Wahrscheinlich haben sich da mal ein paar Architekten zusammen mit einer Dose LSD-Trips ein paar Tage in einer Zweizimmerwohnung eingeschlossen und sich gesagt: „So, jetzt planen wir mal ein Kino, das alle Menschen auf diesem Planeten toll finden.“ Gut, mit mir haben die offenbar nicht gerechnet. – Egal, diese wohlgemerkt sehr subjektiven Aussagen sollen in der Wertung des Pissoir-Michelin keinen Platz finden. Also, zurück zum eigentlichen Thema. Nachdem die erste Halbzeit des Films „Haben Sie schon das von den Morgans gehört“ oder so ähnlich (vergl. Filmkritik) in etwa so amüsant war wie die Schlacht um Stalingrad suchte ich also die Toilettenanlagen im Youcinema Oftringen auf. Sie wissen schon, das Oftringen, in dem der Baumarkt OBI steht, wobei sich der geschulte Handwerker schon immer gefragt hat, ob OBI auch Toilettenanlagen hat, was ja eigentlich sein müsste, weil ein Grossteil eines Handwerkerlebens in eben diesem OBI stattfinden dürfte, mit all seinen natürlichen Bedürfnissen. Auch egal. Jedenfalls betrete ich das Herren-WC und denke mir sofort: „Nein, Rizzitelli, nein, das ist nicht nach Feng Shui gebaut worden.“ Und tatsächlich war ich auf einen Schlag total überfordert ob der zirka zehn (!) Pissoirs zu meiner linken Seite und ein paar Kabäuschen zu meiner rechten. Blöd. Gerade weil die Meisten Menschen Rechtshänder sind und statistisch bewiesen ist, dass gerade Rechtshänder tendenziell dazu neigen, ein bisschen links zu gehen, wenn sie einen Raum betreten. Der Grund liegt angeblich im Instinkt, den rechten Arm frei zu haben um sich bei Gefahr verteidigen zu können. Übertragen auf die Toilettenanlagen im Youcinema Oftringen heisst das, dass Sie exakt in die Urinale hineinlaufen, was eher unschön ist, was jeder Mann bezeugen kann, dem dies schon einmal passiert ist. Gut, das gibt schon mal Feng Shui-Abzug. Die Anzahl ist ebenfalls zu hoch: Zu viele Köche – Entschuldigung: Zu viele Wahlmöglichkeiten sind nicht gut. Wenn – sagen wir – über 5 Pissoirs in einer Reihe stehen, dann kommt Unschlüssigkeit auf. Was zu Stau führt. Der Personen. Es sollte aus maskulin-humanistischen Gründen daher eine EU-Richtlinie geben, die eine maximale Anzahl festlegt. Wobei, da bin ich ganz offen, Oftringen meines Wissens nicht in der EU ist. Was natürlich kein Grund ist, hier in diesem Blog politisch zu werden, schon gar nicht beim Thema Pinkeln. Eine grössere Ansammlung von WCs erinnert gut und gerne an den Film „Full Metal Jacket“, wo sich in einer Szene – viele behaupten, es sei die beste Szene des Films überhaupt – ein Soldat auf der Toilette fachmännisch die Kugel gibt. Also, fernbleiben von zu vielen Toiletten! Wobei zugegeben in grösseren Betrieben logischerweise eine grössere Anzahl an Pissoirs bereitstehen muss, jedoch – Achtung! – immer eine ungerade Zahl. Warum? – Damit Mann die goldene Mitte wählen kann. Das ist wie beim Schweizer Bundesrat, wobei ich mich davor hüten werde, hier einen kausalen Zusammenhang zwischen Urinalen und dem Bundesrat herzustellen. Jedenfalls lässt der zielsichere Mann seine Notdurft auch in Oftringen in Becken der Marke Urimat, das heisst, in Urinale, die kein Wasser benötigen. Im Gegensatz zum McDonald’s in Kölliken (vergl. Rating) plätschert man hier nicht mit dem guten Gewissen, schweizweit 22 Millionen Liter Trinkwasser jährlich einzusparen. Schade. Dafür müssen wir Notenabzug geben, sorry! Ebenfalls Abzug geben die Werbeplakate, die vor jeder Station platziert sind. Nicht, weil sie dem ungezwungenen Wasserlassen einen kommerziellen Beigeschmack verleihen, nein, weil nicht an jedem Pissoir die gleiche Werbung hängen ist. Will heissen: Freunde des neuzeitlichen Marketings sind gezwungen, ihre Notdurft einzuteilen und sich an verschiedene Pissoirs zu stellen, um alle Botschaften lesen zu können. Was nicht selten zu irritierten Blicken der nichtsahnenden Mitpinkler führen kann, gerade wenn das Timing zwischen den einzelnen Phasen noch nicht einwandfrei funktioniert. Und noch einmal eine Abwertung gibt das Fehlen von Musik, was umso mehr ins Gewicht fällt, weil der Urinierende eben in einem Multimedia-Spektakel war (Bild und Ton) und sich danach dem schönen oder weniger schönen Klang verschiedener Geplätscher aussetzen muss. Eine der Stationen war mit einem Schild als defekt markiert, wobei unaufmerksame Mitarbeiter trotzdem die Werbung nicht entfernt haben, was zu nicht konfliktfreien Szenen führen kann, wenn sich Freunde der gepflegten Werbebotschaften keinen der Slogans entgehen lassen möchten, was wiederum heisst, dass Mann eben auch dieses eine defekte Becken berücksichtigt um nichts zu verpassen. Das führt früher oder später zu verständislosen Blicken und vor allem zu nassen Füssen. Fazit: Warten Sie ein paar Wochen und kaufen Sie dann die DVD des Films. Gehen Sie nicht in dieses Kino, und wenn, dann sicher nicht auf diese Toiletten. Wir vergeben die Note 2. Ist zwar hart, aber wie gesagt: Mann kann Multiplex-Kinos mögen oder nicht. Genauso ist es mit Multiplex-Pissoirs.
Pissoir Rating #4 – 0815 Seefeld Zürich
22. Dezember 2009Was kann es schöneres geben, als zu Musik à la Café del Mar zu pinkeln? So erlebt im 0815 an der Kreuzstrasse 26 in Zürich. Ein Erlebnis. Nicht zu verwechseln mit dem 0815 an der Lintheschergasse, das offenbar das in etwa gleiche Konzept umsetzt, jedoch – aus vollkommen unverständlichen Gründen – das Design der Herrentoiletten überhaupt nicht aufeinander abgestimmt hat. Das Designerherz blutet. Bleiben wir also im Seefeld. Was ja zugegebenermassen super klingt, wenn man sich sagen hört „ich war im Zürcher Seefeld im Ausgang.“ Hat irgendwie Stil. Seefeld ist doch irgendwie Prenzlauer Berg von Zürich, East Village von New York. Stilvoll halt. So auch die sanitären Anlagen eben dieses Lokals: Steht Mann zwar vorerst vor einem herkömmlichen, profanen Urinal, wäscht es sich sodann im Designer-Lavabo die Hände umso gediegener. Eben: Seefeld-Feeling. Das Waschbecken ist eher flach, was auch die Hose verdankt, wenn Sie den Wasserhahn zu sehr aufdrehen. Ebenso fallen kleine Risse im Keramik des Waschbeckens sofort ins Auge, die an gängige Erdbeben-Katastrophen-B-Movies erinnert, in denen sich das Unheil nicht selten beim Pinkeln des Helden ankündigt. Getrocknet wird mit Recycling-Papierhandtüchern, was sich in der Benotung positiv widerspiegeln dürfte (alles, was nicht nach Fingerabhackmaschinen aussieht kriegt ein Plus). Eher bemerkenswert ist die Kapazität von nur einem Urinal und einem Kabäuschen, was sicherlich damit zusammenhängen dürfte, dass im 0815 eher Wein denn Bier konsumiert wird. Fazit: Die Einrichtung ist sauber und angenehm ausgestaltet. Wir vergeben 5 von 6 Punkten. Plus einen Kulturstern für Café del Mar.
Pissoir Rating #3 – Nelson Pub Zürich
15. November 2009Auf vielseitigen Wunsch passionierter Stehpinkler wird die Rubrik Pissoir Michelin weitergeführt. Diesmal führt die Reise nach Zürich an die Beatengasse 11 ins Nelson Pub. Allgemein bekannt als verzweifelter Zufluchtsort exzessiver Wirkungstrinker und Schwanktänzer kann man vom Nelson Pub halten, was man will. Nicht jedoch von der Herrentoilette. Um bei diplomatischer Ausdrucksweise zu bleiben: Ins Nelson Pub geht man nicht unbedingt um zu pinkeln. Eine weit bessere Idee ist das Verlassen des Lokals, um wild an eine Hausmauer zu machen. Was uns die gute Kinderstube verbietet – und noch viel wichtiger: Zwei bis drei Türsteher (siehe auch unter den Stichworten „Ikea“ und „Billy-Regal“) verhindern abends die Rückkehr ins Lokal, weil aus unerfindlichen Gründen offenbar mehr Menschen dorthin wollen als Platz haben. Egal. Jedenfalls warten auf den männlichen Gast zwei schlecht gepflegte, lieblos hingepflasterte Urinale, die aufgrund relativ sportlichem Bierkonsum (wahrscheinlich um das Ambiente zu ertragen) im Pub natürlich meist besetzt sind. Ausweichmöglichkeit ist ein einziges Sitz-WC, was dem Kapazitätsengpass nicht eben Abhilfe verschafft. Eine musikalische Untermalung ist Fehlanzeige, wird jedoch von der überlauten Musik vom Lokal kompensiert. Der DJ ist übrigens – zumindest am Testtag – sehr gut, wirklich (offenbar gibt es ein separates DJ-Pissoir). Grosser Nachteil der Männertoilette ist die moderne Handtrockenanlage, die an einen defekten Sandwichtoaster erinnert und einigen Mut abverlangt. Anders als die konventionellen Handföne werden bei diesem Fön die Hände hineingehalten. Sehr unangenehm, wirklich. Offenbar hat einer meiner Mitpinkler deswegen auf das Händewaschen verzichtet. Mehr noch, sein verachtender Blick in meine Richtung gab mir zu verstehen: „Ich bin ein echter Kerl. Und Hände waschen ist schwul“. Das schmerzte. Natürlich sagte mein Retourblick „okay, ich mag ein Theresli sein, aber ich mach das vollgas aus Hygienegründen“. Und so blieb der brisante Konflikt „Händewascher vs. Säuli“ friedfertig. Nichtsdestotrotz: Das Pissoir des Nelson Pub bekommt eine 3. Für Abzüge sorgen sicher die engen Platzverhältnisse, die konsequente Unsauberkeit und die zu kleine Kapazität. – Ach ja: Im Nelson Pub unbedingt Chicken Wings bestellen. Sind pikant mariniert und werden mit zwei absoluten Supersaucen serviert. Pro Stück nur 2 Franken. Unbedingt vorher Hände waschen.
Pissoir Rating #2 – Restaurant de la Poste, Anzère VS
6. Oktober 2009Nachdem ja nach dem ersten Artikel aus der Selbstversuchs-Reihe „Pissoir Rating“ ein regelrechter Urinal-Tourismus an eben diese Autobahnraststätte – Politiker sprechen angeblich gar von einem Ausbau der Autobahn auf sechs Spuren – gemeldet wurde, wollen wir dem interessierten Wasserlasser den jüngsten Test nicht vorenthalten. Na ja, Pizzerien und angenehme Toilettenanlagen, das ist wie… wie Sepp Trütsch und Ecstasy. Aber wir wollen ja nicht zu hart ins Gericht gehen. Also, das Restaurant de la Poste in Anzère – das liegt oberhalb von Sion – ist vorzüglich. Essen, Service, Ambiente – alles sehr gut. – Bis eben das Wichtigste: Das Männer-WC. Früher dachte ich in meinem jugendlichen Übermut, dass für Restaurants eine gesetzlich verordnete Quote gilt: Pro Anzahl Sitzplätze muss eine Anzahl Toiletten vorhanden sein. Denkste! Im Testobjekt ist genau ein Urinal vorhanden, das so geschickt platziert ist, dass der Aktivist von einem neu eintretenden Austretenden unschön angerempelt wird, was bekanntlich zu unschönen Szenen führen kann. Die Bandbreite reicht von Nasenbeinbrüchen bis zum Austausch von Waschtipps für verpinkelte Designerhosen. Immerhin sind die Anlagen sauber. Eine musikalische Untermalung der Erleichterung ist allderdings Fehlanzeige. Gerade in südländisch anmutenden Restaurants hätte man sich ein Song von Eros Ramazotti oder Marco Masini erhofft. Was soll’s. Plätschern ist ja auch schön. Wir vergeben die Note 4. Nicht allzu schlecht aber auch nicht voll der Renner. Fazit: Aufgrund limitierter Kapazitäten (nur 1 Urinal) Toilettengänge im Voraus gut planen und womöglich mit den anderen Gästen absprechen. Prädikat: Knapp genügend.