Und überhaupt: Warum ist keiner der sieben Zwerge dunkelhäutig? Ein Asiate ist ebenfalls nicht mit von der Partie, was einen grossen Teil der Weltbevölkerung ausgrenzt. Also ehrlich, niemand will hier von latentem Rassismus sprechen, nein, es ist ja bloss ein Märchen (genauso wie Rassismus in der Schweiz eines ist), aber bemerkenswert ist das allemal. Schneewittchen muss ein arisches Märchen sein.
Da können wir uns von den Amerikanern eine Scheibe abschneiden. In Kriegsfilmen zum Beispiel ist immer mindestens ein Dunkelhäutiger vertreten, der – meistens gegen Schluss – sein Leben opfert (für einen Weissen) und alles ein gutes Ende nimmt, für Amerika, und für uns alle, natürlich. Wo waren wir stehen geblieben? – Ach ja, bei Schneewittchen und den sieben Zwergen (nicht etwa im Mittelalter).
Im Zeichen der weltweit populären Effizienzsteigerungs-Programme müssten mindestens drei Zwerge wegrationalisiert werden. Die restlichen fünf – Mathematiker aufgepasst – werden dank eines ausgeklügelten Outsourcing-Konzeptes nach Indien ausgelagert und mit vier weiteren Kumpels verstärkt, die weitaus effektiver um das (vermeintlich) verstorbene Schneewittchen trauern können als hinter den sieben Bergen. Und billiger.
Ganz abgesehen davon, wer ist denn so blöd, in einen Apfel zu beissen, dessen Herkunft vollkommen unbekannt ist. Das war mit Sicherheit keine Bio-Frucht aus der Region, verdammt nochmal! Und so etwas wollen wir unseren Kindern vorlesen? Da müssen wir bei allem Mitgefühl für Schneewittchen und unserem Bewusstsein für Gut und Böse konstatieren: Selber schuld. Darwin hatte Recht, die Dummen schaffen es nicht.
Das alles werden wir der neuen Ombudsstelle für Märchen melden, die sich direkt neben der Ombudsstelle für Rassismus, Sexismus, Rassismus-Sexismus, Anonyme Antialkoholiker, Diskriminierte Haustiere und Carlos befindet. Sicher. Jeder kann da anrufen, zu Bürozeiten. – Also, zu Bürozeiten in Indien natürlich.