Posts Tagged ‘Film’

Oh, Susanne!

5. August 2017

«Entscheidend ist die Wahl des Films», dachte sich Claus-Theodor. Schliesslich sollte sich Susanne wohl fühlen, sollte ihm – der er doch von ihr mit der Wahl des Films betraut worden war – Tiefsinn, Humor, Männlichkeit und … – na ja, halt alles attestieren, was einen echten Kerl so ausmacht. Es sollte der Grundstein einer vielleicht langen Liebesgeschichte legen. Doch welche Vorstellung sollte es sein, um Susannes Herz zu erobern?

Auf dem Programm stand zum Beispiel eine Neuverfilmung von «King Kong», was Claus-Theodor irgendwie mochte, weil es ein Actionfilm war und der Zuschauer nicht allzu viel überlegen musste. Mit etwas Glück gab es Szenen, in denen sich – vornehmlich Frauen natürlich – erschrecken, und Susanne (hoffentlich) seine Hand drücken würde. Im Kino erwachen schliesslich alte Schemen. Die Emanzipation ist noch nicht ins Kino vorgedrungen, dachte sich Claus-Theodor. Zum Glück.

Doch was sollte Susanne denken? Sollte sie etwa annehmen, Claus-Theodor möge seichte Geschichten mit viel Action und vielen Toten? (was ja im Grund der Wahrheit entsprach) Sollte sie etwa denken, Claus-Theodor sei unsensibel? Zudem wusste er nicht, ob Susanne etwa Sympathisantin von «Vier Pfoten» war, oder gar dem «WWF». Also: Finger weg! Da wäre eine Komödie schon passender. Lachen ist immer gut. Wobei: «Komödien sind auch seicht», dachte sich Claus-Theodor, dessen grösste Furcht war, dass Susanne denken könnte, er sei ein Prolet. Also, nein!

Schlussendlich entschied sich Claus-Theodor für eine Romanverfilmung, in der sich zwei alte Frauen auf dem Jakobsweg zufällig begegnen und nach langen Gesprächen eine platonische Liebe zueinander entwickeln. Sie beide waren die einzigen Besucher im Saal. Susanne war absolut begeistert, drückte jedoch nicht ein einziges Mal die Hand von Claus-Theodor, und lachte nie. Und als sie Claus-Theodor nach dem Film fragte, wie es ihm gefallen habe, da musste er etwas flunkern: Die meiste Zeit hatte er geschlafen.

Werbung

Was braucht’s Namen

29. Dezember 2016

Wenn einer so viele Vornamen hat, dann muss er jemand besonderer sein. Kiefer William Frederick Dempsey George Rufus Sutherland hatte sich mit «Flatliners» in die Herzen der Kinofreunde katapultiert und wurde damit weltweit so richtig berühmt. Aber auch Filme wie «The Sentinel» oder «Melancholia» (übrigens ein fantastischer Film über den Weltuntergang – also über Amerika unter Trump) mögen dem einen oder anderen positiv in Erinnerung sein. Privat stand Sutherland einmal kurz vor der Hochzeit mit Julia Roberts, als jedoch die Beziehung in die Brüche ging (nochmals Glück gehabt). Am 21. Dezember feiert Kiefer William Frederick Dempsey George Rufus Sutherland seinen fünfzigsten Geburtstag. Herzliche Gratulation und alles Gute! – Sie sind wirklich jemand besonderer.

Honey Ryder

19. März 2016

Beim Namen Ursula Andress kommt uns unweigerlich die legendäre Filmszene aus «James Bond jagt Dr. No» in den Sinn, in der das Bond-Girl am Strand … – keine Ahnung, ob es in diesem Film eine Handlung gab oder gar Dialoge. Für diese Rolle erhielt Andress 1964 zurecht den «Golden Globe Award» als Beste Brüs … – Entschuldigung: Beste Nachwuchsdarstellerin. Aber es wäre vermessen, Andress auf die Rolle als Honey Ryder in diesem Bond-Streifen zu reduzieren, sie hat auch in vielen, vielen anderen Filmen mitgespielt, von denen uns spontan «Die weisse Göttin der Kannibalen» oder «Lollipops und heisse Höschen» einfallen. Am 21. März feiert Ursula Andress ihren achtzigsten Geburtstag, wofür wir ihr herzlich gratulieren! Wir lieben Sie! Frau Andress, schon nur für die Strand-Szene im Bond-Film hat sich die Erfindung des Kinos ausbezahlt!

Hinter den sieben Bergen

3. November 2015

Und überhaupt: Warum ist keiner der sieben Zwerge dunkelhäutig? Ein Asiate ist ebenfalls nicht mit von der Partie, was einen grossen Teil der Weltbevölkerung ausgrenzt. Also ehrlich, niemand will hier von latentem Rassismus sprechen, nein, es ist ja bloss ein Märchen (genauso wie Rassismus in der Schweiz eines ist), aber bemerkenswert ist das allemal. Schneewittchen muss ein arisches Märchen sein. 

Da können wir uns von den Amerikanern eine Scheibe abschneiden. In Kriegsfilmen zum Beispiel ist immer mindestens ein Dunkelhäutiger vertreten, der – meistens gegen Schluss – sein Leben opfert (für einen Weissen) und alles ein gutes Ende nimmt, für Amerika, und für uns alle, natürlich. Wo waren wir stehen geblieben? – Ach ja, bei Schneewittchen und den sieben Zwergen (nicht etwa im Mittelalter). 

Im Zeichen der weltweit populären Effizienzsteigerungs-Programme müssten mindestens drei Zwerge wegrationalisiert werden. Die restlichen fünf – Mathematiker aufgepasst – werden dank eines ausgeklügelten Outsourcing-Konzeptes nach Indien ausgelagert und mit vier weiteren Kumpels verstärkt, die weitaus effektiver um das (vermeintlich) verstorbene Schneewittchen trauern können als hinter den sieben Bergen. Und billiger. 

Ganz abgesehen davon, wer ist denn so blöd, in einen Apfel zu beissen, dessen Herkunft vollkommen unbekannt ist. Das war mit Sicherheit keine Bio-Frucht aus der Region, verdammt nochmal! Und so etwas wollen wir unseren Kindern vorlesen? Da müssen wir bei allem Mitgefühl für Schneewittchen und unserem Bewusstsein für Gut und Böse konstatieren: Selber schuld. Darwin hatte Recht, die Dummen schaffen es nicht. 

Das alles werden wir der neuen Ombudsstelle für Märchen melden, die sich direkt neben der Ombudsstelle für Rassismus, Sexismus, Rassismus-Sexismus, Anonyme Antialkoholiker, Diskriminierte Haustiere und Carlos befindet. Sicher. Jeder kann da anrufen, zu Bürozeiten. – Also, zu Bürozeiten in Indien natürlich.

Dieser Name!

17. April 2014

«Marlon Brando», schon nur dieser Name! – Er passt genau zu einem Charakterdarsteller. Das Bühnenstück «Endstation Sehnsucht» machte ihn bekannt, Filme wie «Die Faust im Nacken» oder «Der Pate» haben die Herzen eines jeden Kinofreundes beglückt. Sogar als Superman war Brando zu sehen. Super. Und noch wichtiger: Er hatte eine Affäre mit Marilyn Monroe, was damals jeder hatte, der etwas auf sich hielt. Am 3. April wäre Marlon Brando neunzig Jahre alt geworden. Wir gedenken seiner, schon nur dieses Namens wegen.

Ralph de Bricassart

15. März 2014

Wer «Die Dornenvögel» gesehen hat, der weiss, wovon ich spreche. Leid verbindet irgendwie. Es sei uns ein politisch unkorrektes Lachen gegönnt über die Tatsache, dass in diesem Film ein homosexueller Schauspieler die Rolle des Paters spielt. Tatsächlich hat Richard Chamberlain seine Sache sehr gut gemacht und dafür sogar einen Golden Globe erhalten. Am 31. März wird George Richard Chamberlain achtzig Jahre alt. Wir gratulieren herzlich! Wir lieben Dich, trotz Dornenvögel.

Total ausgeliefert

12. August 2013

Inzwischen würde das lange Hin und Her – von der Verhaftung Polanskis am Flughafen Zürich, über den Hausarrest und schlussendlich die Freilassung – genügend Stoff für einen abendfüllenden Spielfilm liefern. Am Ende wurde er nicht ausgeliefert und es grenzt an ein Wunder, dass die Schweiz deswegen von Uncle Sam nicht flächendeckend bombardiert worden ist. Zu seinem Schaffen: Schon nur der Film «Der Gott des Gemetzels» zeugt vom ausserordentlichen Können von Polanski. Sollte man gesehen haben (oder ein «absolutes Must», wie einfältige Zeitschriftenautoren zu schreiben pflegen). Am 18. August wird Roman Polanski achtzig Jahre alt. Herzliche Gratulation! Eigentlich hatten wir ein Geschenk für Dich bestellt, doch es wurde nicht ausgeliefert. – Ein Déjà-vu.

Einmal Pommes, bitte, aber schnell!

26. Juni 2013

Superhelden essen nie. Das stimmt. Schauen Sie einmal genau hin bei einem Spiderman- oder Batmanfilm. Die Helden haben ausschliesslich dann menschliche Bedürfnisse, wenn sie nicht im Einsatz sind, also in zivil sozusagen. Kaum ist das schicke Kostüm angezogen, scheinen sie ihre Energie aus dem Universum zu beziehen. So quasi wie Uriella. Ein Schelm, wer hier von Doping spricht.

Es wäre zweifelsohne unvorteilhaft, wenn Superhelden essen müssten, wäre irgendwie störend beim Einsatz für die Rettung der Welt (Greenpeace-Aktivisten essen übrigens auch nie, nicht einmal Fischstäbchen aus suizidalem Dorsch). Und es würde – was noch viel wesentlicher ist – einfach etwas uncool aussehen, wenn sich Superman zwischendurch eine Tüte Pommes gönnen würde, sich mit den Worten «Sorry, abscheulicher Bösewicht, ich mach mir kurz eine Pfanne Spaghetti» ausklinken würde. Sieht blöd aus, wenn der Superheld eine Suppe hält.

Das hat nicht zu verachtende Vorteile. Essen macht die Zähne kaputt (für den Zahnarzt ist ja auch keine Zeit) und wer nicht isst, hat nie Durchfall. Wäre auch unpraktisch, so im Einsatz. Ach ja, das ist ebenfalls ein Rätsel: Superhelden müssen nie zur Toilette. Nie. Vermutlich werden Filmszenen, in denen der Held – nachdem er mit seiner Laserkanone ein paar Tausend Bösewichte mitsamt den Dörfern, in denen sie sich versteckt hatten, eingeäschert hat – sagt, er müsse mal kurz für kleine Jungs, in den USA zensuriert. Ist halt unsittlich. Nicht gut für die Kids.

Der grosse Nachteil ist natürlich, dass Superhelden – auch hier sei auf das sorgfältige Studium der Filme hingewiesen – ab und an einen regelrechten Durchhänger haben. Der Blutzucker sinkt, die Leistung nimmt ab. Eine der Folgen ist, dass die meisten Superhelden in einer Spielfilmlänge nicht damit fertig werden, die Welt zu retten. Es braucht einen zweiten Teil und einen dritten Teil und so weiter. Manche retten die Menschheit zuerst in 2D und dann zusätzlich in 3D (was insofern wichtig ist, weil wir alle – Hand aufs Herz – lieber in einer 3D-Welt leben als in einer 2D-Welt). Die Handlung bleibt nicht selten 1D.

Darum haben es Superhelden niemals vom Comic oder von der Leinwand ins wirkliche Leben geschafft. Das Arbeitspensum wäre untragbar, «Unia Superhelden» würde sofort auf die Strasse und gegen den Kapitalismus protestieren, Burnouts könnten kaum noch gelöscht werden und selbst die Organisation «Brot für alle» würde auf die Barrikaden, weil Superman – eben – nie isst.

Und weil der vorliegende Text für die Freunde des gepflegten Actionfilms eher traurig und ein bisschen desillusionierend ist, hier ein erfrischendes Filmzitat (Quelle: Batman), das den geistreichen Aspekt von Superhelden-Filmen unterstreichen soll: «Bruce, du magst im Inneren noch immer der großartige Junge von früher sein. Aber was man im Inneren ist, zählt nicht. Das was wir tun, zeigt wer wir sind.» Zugegeben, das Zitat könnte auch vom US-Präsidenten sein. Aber der ist ja auch ein Superheld, irgendwie.

Woody zeigt es allen

19. November 2010

Woody Allen ist eine sehr umstrittene Persönlichkeit. Unbestritten. Viele Journalisten sagen, entweder man liebe seine Filme oder man hasse sie. Wobei man diese Aussage zugegeben bei vielen Dingen machen kann: Bei Rockbands, bei Politikern und bei Erdbeerjoghurt.

Der Regisseur wird auch sehr gerne zitiert: «Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Nach einer Weile braucht er einen Drink» oder «Sex ist nur schmutzig, wenn er richtig gemacht wird» soll er zum Beispiel gesagt haben. Das kann man gut finden oder nicht. Was zählt, ist sein Schaffen. Wenn seine Filme nur halb so gut sind, wie seine Fans behaupten, dann gibt es für jeden Erdenbürger keinen Grund, sich in seinem Leben noch irgendeinen anderen Film anzusehen.

Gerade deshalb – oder trotzdem – ist es ein grosses Anliegen, Woody Allen hochachtungsvoll danke zu sagen und vor allem zu gratulieren: 75 Jahre Woody – Herzlichen Glückwunsch!

Himmlisch: Up In The Air

1. Mai 2010

Kino gewesen. Und einmal mehr bestätigt worden in einer uralten Weisheit: Wenn Du ohne grosse Erwartungen in einen Film gehst und der Film gefällt Dir gut, dann ist die Freude doppelt so gross. Ist irgendwie anders, als wenn Du in einen von allen hochgepriesenen Film gehst. Da konnte mich auch die akute Clooney-Overdose aufgrund der omnipräsenten Nespresso-What-Else-Werbung nicht von abhalten.

Up In The Air handelt von einem Geschäftsmann, der rund um den Globus fliegt und zur Aufgabe hat, bei Firmen Leute zu entlassen. Gezwungenermassen sind die Gefühle von Ryan Bingham (George Clooney) bereits brutal abgestumpft. Bei der Überbringung der Hiobsbotschaften bedient er sich zuweilen mit sarkastischen Floskeln, was Clooney hervorragend rüberbringt.

Bingham ist ständig unterwegs, sein zu Hause ist die Reise. Er braucht kein soziales Umfeld, er geniesst die Freiheit, keinerlei Zwänge zu haben. In seinen gelegentlichen Vorträgen, die er nebenbei hält, brilliert er mit einer genialen Analogie, die ich hier wiedergeben möchte, wenn auch nicht in den gleichen Worten:

Packen wir unseren Rucksack, packen wir alles ein, was wir haben. Die Bücher, die Möbel, die Alltagsgegenstände. Aber auch das Auto, das Haus und so weiter. Alles was Sie besitzen. Merken Sie, wie er schwerer wird, der Rucksack? Spüren Sie, wie viel Ballast Sie haben?

Und jetzt tun wir das gleiche mit den Menschen, die uns umgeben. Unsere Bekannten, unsere Freunde, unsere guten Freunde ( … ) Merken Sie, wie der Ruckack schwerer wird? ( … ) Das ist alles Ballast …

So schön. Und gespielt von Clooney, einfach herrlich. Der hat so ein schelmisches Lächeln, den Schalk im Gesicht.

Das ist nur die Ausgangslage des Films, und mehr möchte ich hier gar nicht verraten. Dieser Streifen ist ganz einfach empfehlenswert. Er ist zwar nicht sonderlich tiefschürfend, hat dennoch eine für Hollywood unübliche Message, die doch sehr zum Nachdenken anregt. Eine Geschichte über Gefühle, Einsamkeit, Traurigkeit und Liebe.

Ach ja, noch etwas: Gehen Sie nicht in diesen Film, wenn Sie gerade in schlechter Stimmung sind. Er wird die Stimmung nicht gerade anheben.

Up In The Air ist alles andere als kalter Kaffee. Ich gebe Note 5. What else?