Fussball-WM: Gips mir, Baby!

Nachdem dieser Blog ja ganz unsportlich die Spannung aus der Fussball-WM genommen hat durch die vorzeitige Publikation des Weltmeisters – Sie erinnern sich: Argentinien – versuchen Herr und Frau Medien trotzdem verzweifelt, das laue WM-Vorfreude-Süppchen zu einem Fünfgang-Supermenü hochzukochen. Und das rund 30 Tage vor dem Anpfiff. Nur noch 30 Mal schlafen, Mann! Oder noch weniger.

Michael Ballack hat sich verletzt, was nicht wenige Experten zur Aussage veranlasst, dass die Siegeschancen für Deutschland damit entscheidend geschmälert werden. Das ist sozusagen das Innenbändlein an der Waage, wenn Sie mir, liebe Leserinnen und Leser, diesen komplett unqualifizierten Scherz erlauben. Nicht weniger Experten veranlasst die Verletzung von Herrn Ballack zur Annahme, dass die Chancen für Deutschland damit gestiegen seien. Man wird sehen. – Oder besser gesagt: Man wird eben nicht sehen, weil – oh Wunder! – Argentinien ja den Goldklumpen mit nach Hause nehmen wird.

Gerade so kurz vor WM-Start ist ja das gepflegte Verletztsein regelrecht trendy geworden. Bei den Schweizern (natürlich, die Schweiz spielt auch mit, aber ganz sicher) ist ja Spycher verletzt ausgefallen und hat somit Magnin eine hervorragende Möglichkeit geboten, ins WM-Kader nachzurücken und sich nach allen Regeln der Kunst ebenfalls zu verletzen. Not gegen Elend. Böse Zungen behaupten ja, die Schweizer Nationalmannschaft hätte an der Endrunde 2006 mehr Erfolg gehabt, wenn ein paar Stamm-Penaltyschützen verletzt gewesen wären. Wenn. Ist ja egal. Der ursprünglich vorgesehene deutsche Torhüter hat sich übrigens auch weh getan und fliegt daher nicht nach Afrika. Sowieso egal. Millionär.

Vom Verletzungspech verschont geblieben sind glücklicherweise die Trainer sämtlicher teilnehmenden Teams. Man stelle sich ein Ottmar Hitzfeld mit Gipsbein am Spielfeldrand vor. Das sähe vielleicht blöd aus. Oder Maradona mit einem geschienten Arm. Geht nicht. Wie soll man da Zigarren rauchen. Das würde die ganze Mannschaft aus dem Konzept bringen und sie würde ganz sicher erbärmlich verlieren. Womöglich würden sich viele Stammspieler aus purer Solidarität ebenfalls verletzen. Zweifelsohne. Ganze Partien müssten von der FIFA abgesagt werden, mangels Spielern. Am Ende würden auch die Fernsehzuschauer zu Hause den unmittelbaren Drang der Zugehörigkeit verspüren, zu ihrem favorisierten Team, und spontan verunfallen. Zum Beispiel vom Sessel zu gleiten, einer Schwalbe gleich. Und sich den Knöchel zu verstauchen. Oder die Hand, beim Öffnen der Kartoffelchips.

Dieser unschöne Trend wurde ja eingeläutet … ja, von wem denn nun? – Richtig: Von David Beckham, the one and only Beckham. Der, der mit der Schminke tanzt und überhaupt das Mass aller Dinge ist. Beckham war der erste Name, der fett die Zeitungen schlagzeilte und eine ganze Nation von Teeköpfen ins Elend stürzte. Das haben wir davon. Ein Spieler verletzt sich und eine ganze Fussballnation ist mausetot. Zum Totlachen.

Der interessierte Leser wird sich nun zurücklehnen, dreimal tief atmen und sich fragen: „Was, mein lieber Scholli, was in aller Welt will uns dieser Artikel sagen?“ Und: „Wir haben diesem Blog ein Grossteil unseres Wissens entnommen und jetzt begreifen wir plötzlich die Kernbotschaft nicht mehr.“ Das ist verständlich. Was also wollen uns die obigen Ausführungen mitgeben? Die Antwort liegt auf der Hand (nein, Diego, nicht auf der Hand Gottes …) und ist so simpel wie einfach:

Bleiben Sie gesund. Trotz Verletzung.

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Eine Antwort to “Fussball-WM: Gips mir, Baby!”

  1. sieanja Says:

    Da ja feststeht das Argentinien Weltmeister wird, wäre es ja nicht schlimm, wenn Partien abgesagt werden müssten. 🙂

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