Werbung ist schön. Werbung übertreibt auch so herrlich, was der Konsument ja irgendwie erwarten darf. Weil es ja Werbung ist. Kürzlich lese in der Zeitschrift „Friday“ (ja, genau die Gratiszeitschrift der Gratiszeitung „20Minuten“) ein Inserat von Camel, gekoppelt mit einem Wettbewerb:
Gewinne jede Woche ein unvergessliches Erlebnis auf camel.ch
Das ist ja immer so bei Wettbewerben, also, wenn zum Beispiel von der Marke XY 1’000 T-Shirts mit einem doofen Logo drauf verlost werden, so steht „Gewinne 1’000 Shirts“ geschrieben, obwohl ja – Ausnahmen bestätigen die Regel – sehr selten ein und dieselbe Person die 1’000 Shirts gewinnt (ausser vielleicht Sepp Blatter zufällig bei einem FIFA-Wettbewerb). Ist legitim.
Grund genug, hier abzuschweifen: Ich war mal an einer inoffiziellen „Führung“ in einem Gefängnis in La Paz, Bolivien. Coca Cola soll vor ein paar Jahren einen Wettbewerb ausgeschrieben haben, wo man Fahrräder gewinnen konnte, wenn sich auf der Innenseite der Flaschendeckel irgendein Symbol befand. Na ja, nachdem Coca Cola ein paar Duzend Räder in eben diesen Knast geliefert hatte, flog dann eben auch die Fälschung dieser Deckel auf, von wegen „gewinne 1’000 Dingsbums von Irgendwas“.
Zurück zum Kamel, was ja eigentlich das Thema ist. Sexy Zigarettenpäckchen haben die, zugegeben, muss mir überlegen, endlich wieder mit dem Rauchen anzufangen. Und weil er so schön ist, der Werbespruch noch einmal:
Gewinne jede Woche ein unvergessliches Erlebnis
Ganz wörtlich genommen ist mir das einfach zu anstrengend: Jede Woche etwas gewinnen und – noch schlimmer! – etwas unvergessliches. Gerade ich, der doch eher der vergessliche Typ bin. Das ist vielleicht eine Bürde, jede Woche ein unvergessliches Erlebnis! Da kann man sich nur wünschen, möglichst bald dement zu werden, bei einem so überlasteten Gehirn. Oder vielleicht an Lungenkrebs zu sterben.
Hand in Hand mit diesem Spruch drängt sich der Gedanke auf, was das denn wohl für ein fantastisches Erlebnis sein muss. Bombenbasteln in Bagdad? Geisterfahren im A1-Stossverkehr oder vielleicht – ein cleverer Schachzug der Werber – ein Wochenende lang einfach Camel rauchen und ein bisschen stinken? Ich weiss es nicht. Und die Mühe, das zu recherchieren auf camel.ch habe ich mir dann doch nicht gemacht. Wäre ja noch schöner!
Vielleicht hat mich aber auch nur die Angst vom Recherchieren abgehalten, die Angst, auf camel.ch etwas zu lesen, was mir ein Leben lang nicht mehr aus dem Kopf geht.