Während der religiöse Patient an die Wirkung des verschriebenen Medikaments glaubt, weiss sein Arzt um dessen Wirkung. – Oder er glaubt zumindest, es zu wissen. Erst die Zeit wird ja die Bestätigung bringen. Natürlich gibt es auch religiöse Schulmediziner. Sie wissen, dass Glaube je nach Situation besser heilen kann als Wissen (obwohl die meisten Medikamente von Wissenschaftlern entwickelt worden sind, nicht von Glaubenschaftlern).
Manche Theologen sprechen dem Weihwasser heilende Eigenschaften zu, was von den Halbgöttern in Weiss meist mit einem müden Lächeln quittiert wird, sowohl von religiösen als auch von atheistischen. Manche Menschen sind überzeugt, dass nur diejenigen Dinge existieren, die wissenschaftlich belegbar sind. Lachen soll übrigens gesund sein. Das haben Psychopaten – oder Psychologen meinetwegen – nachweisen können. Weinen ist ebenfalls gesund, glaube ich.
Probleme treten erst dann auf, wenn ein nachweislich wirksames Medikament dem Patienten nur darum nicht hilft, weil dieser nicht daran glaubt. Was will man da machen? Forscher wissen eben auch nur das, was man bisher herausgefunden hat. Manche Menschen haben auch eine geistige Krankheit, die verhindert, dass sie an irgendetwas glauben: An eine Heilung, daran etwa, dass der Mann im Kittel tatsächlich Arzt ist, oder an das neue iPhone. An manchen Orten werden Ungläubige hingerichtet. Da helfen Medikamente wenig.
Um dem vorliegenden Text ein Minimum an Sinn zu verleihen, ein Aufruf: Was immer Sie zu sich nehmen, liebe Leserin, lieber Leser, glauben Sie an die Wirkung! Die Wahrscheinlichkeit, dass der erwünschte Effekt eintritt, steigt damit nachweislich. Und falls nicht, ein kleiner Trost: Ich glaube selber nicht, was ich hier schreibe. Das weiss man doch.