Posts Tagged ‘Pharma’

Es hilft

5. Oktober 2018

Während der religiöse Patient an die Wirkung des verschriebenen Medikaments glaubt, weiss sein Arzt um dessen Wirkung. – Oder er glaubt zumindest, es zu wissen. Erst die Zeit wird ja die Bestätigung bringen. Natürlich gibt es auch religiöse Schulmediziner. Sie wissen, dass Glaube je nach Situation besser heilen kann als Wissen (obwohl die meisten Medikamente von Wissenschaftlern entwickelt worden sind, nicht von Glaubenschaftlern).

Manche Theologen sprechen dem Weihwasser heilende Eigenschaften zu, was von den Halbgöttern in Weiss meist mit einem müden Lächeln quittiert wird, sowohl von religiösen als auch von atheistischen. Manche Menschen sind überzeugt, dass nur diejenigen Dinge existieren, die wissenschaftlich belegbar sind. Lachen soll übrigens gesund sein. Das haben Psychopaten – oder Psychologen meinetwegen – nachweisen können. Weinen ist ebenfalls gesund, glaube ich.

Probleme treten erst dann auf, wenn ein nachweislich wirksames Medikament dem Patienten nur darum nicht hilft, weil dieser nicht daran glaubt. Was will man da machen? Forscher wissen eben auch nur das, was man bisher herausgefunden hat. Manche Menschen haben auch eine geistige Krankheit, die verhindert, dass sie an irgendetwas glauben: An eine Heilung, daran etwa, dass der Mann im Kittel tatsächlich Arzt ist, oder an das neue iPhone. An manchen Orten werden Ungläubige hingerichtet. Da helfen Medikamente wenig.

Um dem vorliegenden Text ein Minimum an Sinn zu verleihen, ein Aufruf: Was immer Sie zu sich nehmen, liebe Leserin, lieber Leser, glauben Sie an die Wirkung! Die Wahrscheinlichkeit, dass der erwünschte Effekt eintritt, steigt damit nachweislich. Und falls nicht, ein kleiner Trost: Ich glaube selber nicht, was ich hier schreibe. Das weiss man doch.

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Toter als je zuvor

10. Oktober 2010

Es ist eine Sauerei: Wurde uns doch monatelang von der Schweinegrippe vorgeschwärmt, und was ist passiert? – Nichts. Also eigentlich weniger als nichts. Vermutlich sind mehr Leute von einer lila Kuh zertrampelt worden oder an der Schafskälte gestorben als an dieser Grippe.

Ein Schelm, wer hier von einer unnötigen Panikmache spricht. Aber der nächste Pfeil liegt bereits im Pharma-Köcher bereit: Das Super-Bakterium. Es ist resistent gegen alles wird mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit bis zu hundert Prozent der Weltbevölkerung einen qualvollen Tod sterben lassen.

Wir haben alle verloren. Ein Gegenmittel ist nicht in Sicht. Das Super-Bakterium wird uns umzingeln, befallen und … – Es ist gar nicht auszudenken. Was uns bleibt sind ein paar Wochen, die wir noch zu leben haben.

So wie bei der Schweinegrippe.

Geknickt

18. Juli 2010

Hand in Hand mit der Erfindung der Antibaby-Pille geht der berühmte Pillenknick. Das ist eine Erfindung der ehrenwerten Statistiker, die für gewöhnlich nichts erfinden und daher umso mehr stolz darauf sind. Also klammert sich eigentlich eine ganze Gilde an diesen dümmlichen Begriff.

Das Wort hat sich etabliert, und so weiss heute jedes Kind, also, jedes Baby, was gemeint ist, wenn vom Pillenknick gesprochen wird: Das Sinken der Geburtenrate bei der Einführung der Pille. Genau genommen neun Monate nach deren Einführung. Tausende – wenn nicht Zehntausende – Menschen haben es ergo der Pharmaindustrie zu verdanken, dass sie nie gezeugt wurden.

Die Statistik zeigt natürlich nicht die Anzahl der durch die Pille nicht gezeugter Menschen. Die vielleicht später die Pille erfunden hätten, was natürlich reine Spekulation ist. Diese Gedankenspiele allerdings sind berechtigt: Welche Menschen wären wohl ohne die Pille geboren worden?

Von dieser Seite aus gesehen ist die Erfindung der Antibaby-Pille eine Katastrophe. Vielleicht wurde so indirekt das Leben des Messias verhindert. Oder eines talentierten Spielers in der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft. Oder eines Tramführers, der herbei eilenden Passagieren nicht vor der Nase wegfährt. Wer weiss?

Apropos Führer: Das Gedankenspiel darf durchaus auch andersrum gemacht werden. Vielleicht wäre ein zweiter Hitler geboren worden. Na ja. Aus dieser Sicht haben wir sicher Glück gehabt. Ein guter Grund, herzlich Danke zu sagen: Vielen Dank, liebe Pharmaindustrie. Du hast Millionen von Menschen das Leben gerettet.