Wir können es drehen und wenden wie wir wollen: In hundert Jahren wird die Schweiz nicht grösser sein als heute. Dafür sind die Eidgenossen viel zu wenig imperialistisch. Zu engstirnig. Eine Vielzahl an Politiker predigt ständig von Öffnung und davon, dass man über den Tellerrand hinaus denken soll. Sobald es darum geht, dass die Schweiz ein anderes Land erobert, kneifen sie. Da können wir uns eine Scheibe von den Amerikanern abschneiden.
In hundert Jahren kann viel passieren, innen- und aussenpolitisch. Die Innenpolitiker werden sich immer heftiger zerstreiten mit den Aussenpolitikern, weil der Platz im Land immer knapper wird und die Aussenpolitiker keinen Plan haben, welches andere Land man erobern könnte. Es soll ja nicht irgendein Land sein, sondern eines mit viel Platz, viel Sonne und allen Voraussetzungen für die erfolgreiche Umsetzung der Kehrichtsack-Gebühren. Zum Beispiel Indonesien.
Dafür müsste Helvetien natürlich die Neutralität ausser Kraft setzen, temporär. So wie im zweiten Weltkrieg. Damit tun sich die Aussenpolitiker immer noch schwer, denn die Begriffe «Neutralität» und «Souveränität» müssen an der Politikerprüfung zirka tausend Mal skandiert werden, bei minus zehn Grad auf dem Sustenpass, mit fünfhundert Gramm Raclette im Mund. Das steckt in den Köpfen.
Aus militärischer Sicht würde sich ein möglichst nahe gelegenes Land anbieten, weil die Stärken der Schweizer Luftwaffe auch in hundert Jahren noch vornehmlich am Boden zu finden sind. Die Grünen würden sich für Österreich aussprechen, weil der Treibstoffverbrauch für die Eroberung minimal gehalten werden kann und «die immer so nett sind». Deutschland würde insofern Sinn machen, weil die meisten Deutschen in der Schweiz arbeiten.
Es kann natürlich auch umgekehrt herauskommen. Wenn wir Pech haben, dann wird die Schweiz innerhalb der nächsten hundert Jahren von den USA erobert. Wenn wir Glück haben, von China. Aber vielleicht, vielleicht wird sie weder grösser noch kleiner, sondern bleibt in den nächsten hundert Jahren einfach gleich wie heute.